Es wird darüber abgestimmt, die Rechtschreibung der Niederlausitzer wendischen Sprache nach der „Wendischen Rechtschreibung und Grammatik“ von Bogumił Šwejla anzupassen und damit die künstlich und ideologisch motivierten Eingriffe in die Sprache der 1950er Jahre vollständig rückgängig zu machen und damit das niederlausitzer Wendisch wieder authentisch zu lehren, zu vermitteln und anzuwenden. Der Serbski Sejm schließt sich dem Beschluß der Kupka Serbska Namša aus 1999 an und verwendet in offiziellen Dokumenten die authentische wendische Sprache der niederlausitzer Wenden. Er befördert damit auch die längst überfällige Anwendung in der Bildung und in anderen niederlausitzer Institutionen.
Begründung (nicht Teil des Antrags):
Seit 1999 ist dies ein Anliegen von Pónaschemu e. V. Durch die Rechtschreib-Reformation 1952 (Anpassung an die Oberlausitzer wendische Sprache) wurde eine künstliche Schulsprache in der Niederlausitz geschaffen, die von der Bevölkerung seither auf große Ablehnung stößt und die maßgeblich zur aktiven Assimilation der niederlausitzer Wenden beigetragen hat. Die Kupka Serbska Namša ist bisher eines der wenigen Gremien, die sich dieses Themas angenommen hat und die Anwendung dieser authentischen Sprach- und Schreibweise durchführt. Auf Initiative von Pónaschemu e. V. wurden im Jahre 2000ff einige Schritte zur Reauthentisierung bei der Sprachkommission am Sorbischen Institut durchgesetzt. Diese sind jedoch nur ein kleiner Teil der notwendigen Gesamtheit. Einige Vokabeln, die völlig verfremdet waren (z. B. zěśi – źiśi) wurden gegenreformiert wieder in die aktuelle Rechtschreibung aufgenommen. Das ó wurde ebenfalls wieder eingeführt, allerdings ohne den notwendigen Begleiter, den stummen Anlaut h-, hier gilt offiziell immer noch das w-. So kommt es bei Schülern und Spracherlernern zu enormen Schwierigkeiten, da weiter aus der Rechtschreibung nicht ersichtlich ist, ob das w- gesprchen wird oder nicht. Beispiel wokno – hokno, wólša – wólša. Ebenfalls nicht berichtigt wurde die 1952 eingeführte Einweichung und der verbundene Ersatz weicher Buchstaben durch harte Buchstaben mit j (sogenannte Jotierung). Beispiele hierfür: Picnjo – Picńo (auch mj – ḿ, rj – ŕ, wj – ẃ). Die authentische Schreibweise nach Šwěla wird zudem allen regionalen Dialekten in der niederlausitzer Regionen gerecht, da diese sich im wesentlichen auf die Aussprache des ó und des ł beziehen und daran definieren (siehe Anlage: 1964, Faßke). Die verfälschte Schreibweise ist einer der Hauptgründe, daß bisherige Revitalisierungsmaßnahmen keinen meßbaren Erfolg haben, da die gelehrte niedersorbishce Schulsprache immer noch als “fremde” Sprache in den verbliebenen Familien mit Muttersprachlern empfunden wird.
Darüber hinaus ist durch die letzte Veröffentlichung der mittlerweile stark dezimierten aktiven Sprecherzahlen in der Niederlausitz ein dringender Maßnahmenkatalog zur tatsächlichen Förderung der Anwendung und des Erwerbs der Niederlausitzer Sprache zu entwickeln und umzusetzen. Dazu sollte dringend die Bildungsautonomie zählen, aber auch Image-steigernde Maßnahmen, wie die Bedingung von Sprachkenntnissen für Stellenbesetzungen und eine angemessene Vergütung des Mehraufwandes für bilinguale Erzieher und Lehrer sind längst überfällig!
